Im Jahrbuch der deutschen Anlageberatung äußert sich Harald Elsperger, Vorstand der xpecto AG, über die Entwicklung der Digitalisierung, zukünftige Ansätze, Schwierigkeiten und Lösungsansätze bei digitalen Lösungen. 

  • Erschienen in: Jahrbuch der deutschen Anlageberatung

  • Erschienen am: August 2019

  • Herausgeber: EXXECNEWS DFPA.

  • Website: http://www.exxecnews.de

  • Autor: Harald Elsperger, (MBA, Dipl.-Ing.(FH)), 45, Gründer und Vorstand der xpecto AG

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Im Gespräch mit EXXECNEWS: Harald Elsperger

xpecto talonec ist spezialisiert auf die Erstellung von IT-Lösungen für Emissionshäuser und KVGen und auf Digitalisierungsprozesse bei der Zeichnung von Beteiligungen. Wie ist Ihrer Meinung nach seit 2013 (Regulierung) die digitale Welt vorangeschritten?

Die Emittenten waren schon immer Fachleute für spezielle Sachwerte. Die Spezialisierung bezog sich fast ausschließlich auf die Selektion, den Betrieb und den Verkauf der jeweiligen Assets. Die Regulierung zwingt die Emittenten nun zu bankähnlichen Strukturen. Risikomanagement dürfte der Oberbegriff über alle Tätigkeiten der KVG nun sein. Egal ob Zielmarktdefinition, KYC-Prozesse für Anleger, Liquiditätsmanagement oder Stresstests, alle Aufgaben sollen das Risiko für einen möglichen Schaden bei den Anlegern minimieren. Zusätzlich haben sich die möglichen Renditen in den Zielmärkten deutlich reduziert. Die Folge? Notwendige Sparsamkeit und aber deutlich gestiegene Anforderungen stellen die KVGen vor große Herausforderungen. Viele unserer Kunden versuchen nun ihre Prozesse zu straffen und zu digitalisieren. Gerade in der Verwaltung der Altbestände, aber auch im Neugeschäft, stecken große Potentiale. Die Bearbeitungszeiten eines beliebigen Vorganges in der Verwaltung können im Schnitt um 75% gekürzt werden. Diese Potentiale werden nun auch von den ganz großen Playern am Markt angegangen. 

 

Was liegt noch vor der Branche, was wird geschehen, was muss geschehen?

Meldung, Meldung, Meldung: Der Gesetzgeber hat 2013 die Meldeverpflichtungen gestartet und war seitdem nicht untätig. Unsere Software für diese Aufgaben startete 2013 als kleines Zusatzprogramm. Mittlerweile kommen jedes Jahr mehrere neue Meldeverfahren hinzu und es stehen noch einige neue Meldeverpflichtungen auf der Roadmap. Der Aufwand steigt und kann nur durch konsequente Digitalisierung auf einem erträglichen Maß gehalten werden. Die Anforderungen steigen dabei für alle Häuser ob klein oder groß. Gerade für die kleinen Newcomer dürften die Anforderungen nun noch schwieriger zu erfüllen sein. Das ist schade für die Vielfalt des Angebotes und auch für den Anleger.

 

Der digitale Zeichnungsschein für AIF und Emissionen nach Vermögensanlagengesetz – wie weit gediehen ist die Idee, wie weit hat sich die Idee schon durchgesetzt?

2019 ist ganz klar das Jahr der digitalen Zeichnung. Wir haben praktisch für jeden Anbieter eine digitale Form der Zeichnung geschaffen. Das Angebot reicht dabei von reiner Vertriebsunterstützung mit Beratungsaspekt bis zum öffentlichen Marktplatz für Institutionelle Investoren. Die Einsatzszenarien sind breit, die Akzeptanz ist jedoch bei vielen Häusern noch nicht durchschlagend. Der Anteil des digitalen Geschäfts am Gesamtvolumen bewegt sich zwischen 15% und 100% je nach Situation und Historie des Hauses. Gerade Marktplätze finden aktuell noch wenig Gehör und auch wenig Umsatz. Emittenten könnten hier viel für den Markt tun. Ein einheitlicher Zeichnungsschein oder öffentliche Compliance-Regeln wären ein guter Schritt. An der digitalen Definition dieser Elemente arbeiten wir seit vielen Jahren.


Welche Hinweise gibt es, wann ist das alles digital gelöst? Wer macht bei den Lösungen Schwierigkeiten?

Das Interesse an offenen Datenformaten und Schnittstellen steigt sprunghaft an. Die Plattformen haben das Problem des Austausches von Zeichnungen erkannt und wollen ihre Zusammenarbeit deutlich intensivieren. Was hilft der elektronische Zeichnungsprozess, wenn im Nachgang wieder alles per Hand eingegeben wird? Einsparungen erzielt man so sicher nur sehr wenige.
Gerade zur rechten Zeit kommt da der Wertpapier Token auf das Spielfeld. Der Wertpapier Token ist eine Verpackung für unsere altbekannten Sachwerte, der aber nur in digitaler Form existiert. Die Tokenisierung wird der Vorreiter in der komplett digitalen Verwaltung. Anbieter werden für diese Produkte zu vollständiger Digitalisierung gezwungen, in einem zweiten Schritt werden sich diese Arbeitsweisen dann auch auf die bisherigen Produkte ausbreiten. Es braucht wohl immer diese disruptiven Ansätze um echte Bewegung in die althergebrachten Abläufe und Gedankenmodelle zu bringen.

Harald Elsperger, (MBA, Dipl.-Ing.(FH)), 45, Gründer und Vorstand der xpecto AG